Ganz ohne Theorie geht es ja doch nicht. 

Was ist im Bier?

 1. WASSER

Wasser macht den Hauptteil jeden Bieres aus. Seine mineralische Zusammensetzung und chemischen Eigenschaften haben über Jahrhunderte bestimmt, welche Art von Bier gebraut wurde. Auch wenn die meisten Brauereien ihr Wasser heute aufbereiten können, lässt sich ohne gute Wasserqualität nach wie vor kein hochwertiges Bier brauen.

2. MALZ

Malz ist gekeimtes und getrocknetes Getreide. Die für das Brauen am häufigsten verwendete Getreideart ist die Gerste. Es lassen sich grundsätzlich aber auch andere Getreidearten, wie Weizen, Roggen oder Dinkel vermälzen. Malz bildet den Körper des Bieres und ist entscheidend für die Bierfarbe, Alkoholgehalt und den Geschmack. Die im Korn enthaltene Stärke wird während des Maischens, dem Vorgang bei dem das geschrotete Malz mit warmem Wasser vermischt wird, in für die Hefe verstoffwechselbare Einfachzucker umgewandelt. Durch unterschiedliche Temperaturen bei der Darre (Trocknung bzw. Röstung) entstehen hellerem und dunklerem Malz, die wiederum die Bierfarbe und den Geschmack des Bieres beeinflussen. Zusätzlich gibt es noch Karamellmalz. Dies wird hergestellt, indem man Darrmalz noch feucht erhitzt und damit die Stärke des Kornes in Zucker und diesen wiederum in Karamell umwandelt.

Bei einigen Bierstilen werden auch unvermälzte Getreidesorten oder Getreideflocken, wie z.b. Haferflocken verwendet. Letztere erzeugen durch ihren leicht erhöhten Fettanteil eine weiche Cremigkeit im späteren Bier. Rohgetreide haben generell den Vorteil, dass sie dank der unverzuckerten Stärke einen kernigeren und brotigen Geschmack erzeugen können.

Biere, die ihre dominierenden Aromen aus dem Malz erhalten sind beispielsweise:
Barleywine, Brown Ale, Dunkles Bockbier, Porter, Stout und Schwarzbier.

3. HOPFEN

Der Hopfen ist eine Kletterpflanze aus der Familie der Hanfgewächse. Zum Brauen sind ausschließlich die weiblichen Pflanzen nutzbar. Nur sie bilden die sogenannten Dolden samt der für das Brauen wertvollen Inhaltsstoffe aus.

Hopfen ist die Würze des Bieres. Er bringt die Bitterkeit und Aroma in das Bier und hat historisch seinen Siegeszug angetreten, weil er als eine von nur wenigen Pflanzen antibakteriell wirkt, gleichzeitig aber nicht giftig ist.
Veränderungen in der Hopfenzucht seit den 1960er Jahren ist einer der Hauptgründe für die neu erwachte Liebe der Brauer und Genießer zum Hopfen und bitteren Bieren. Statt auf Ertrag und Resistenz zu achten, begannen vor allem amerikanische Hopfenzüchter neue Sorten mit bestimmten Aromaprofilen anzubauen. Statt auf einen höheren Gehalt an Alpha-Säuren, die für die spätere Bitterkeit im Bier sorgen, wurde zunehmend mehr Wert auf die im Hopfen enthaltenen ätherischen Öle und Polyphenole gelegt, die den Geschmack des Hopfens entscheidend prägen. Techniken, wie das „Hopfenstopfen“ (oder Kalthopfung, oder dry-hopping), bei dem eine Hopfengabe nicht beim Kochen der Würze, sondern erst im Anschluss bei der Abkühlung, Gärung oder der Reifung erfolgt, wirken sich positiv auf den aromatischen Charakter eines Bieres aus. Hopfen wird dabei in unterschiedlichsten Formen und Arten verwendet. Die ursprünglichste ist die Verwendung ganzer Hopfendolden (frisch oder getrocknet). Am verbreitetsten ist sicherlich die Verwendung von Hopfen-Pellets, die aus ganzen Dolden gepresst werden. Modernste Formen sind Cryo und BBC Pellets, in denen das für eine intensive Aromatik erforderliche Lupulin, hochkonzentriert enthalten ist.

Hopfenbetonte Biere sind beispielsweise:
Pilsener, Pale Ales und alle Arten von India Pale Ale (IPA) und New England IPA (NEIPA).

4. HEFE

Ein bekannter Spruch in Brauerkreisen besagt:
„Der Brauer macht die Würze, die Hefe macht das Bier“

Auch wenn Hefen schon seit vielen Jahrhunderten Verwendung fanden, war deren Existenz und Wirken nicht bekannt. Das deutsche Reinheitsgebot von 1516 erwähnt mit keinem Wort die Hefe obwohl diese so essentiell für die Bierherstellung ist. Man wusste nur dass in der Nähe von Bäckereien gutes Bier gelingt und dachte eher an Gottes Wirken auf das Bier.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts rückten die Fragen nach Ursachen und Verlauf der Gärung ins Blickfeld und 1857 gab Lou­is Pas­teur mit sei­nen berühm­ten Sätzen bekannt:

„Kei­ne Gärung ohne Organismen.“

„Jede Gärung durch eine spe­zi­fi­sche Art von Organismus“

Die Hefe verstoffwechselt (unter Ausschluss von Sauerstoff) den Zucker des Malzes zu Kohlenstoffdioxid (CO) und Alkohol. Als einzelliger Pilz ist die Hefe für die Bier- und generell die Produktion alkoholischer Getränke das entscheidende Element. Es gibt unzählige Arten und Sorten von Hefe, allerdings lassen sich die meisten in zwei für das Brauen bedeutende Oberkategorien einordnen – die untergärigen und die obergärigen Sorten. 
Obergärige Hefen gären bei höheren Temperaturen (15-22 Grad Celsius) und die Hefe schwimmt während der Gärung auf dem Jungbier und benötigt nur wenige Wochen Lagerzeit.

Zu den typisch obergärigen Bierstilen gehören zum Beispiel:
Kölsch, Alt, Hefeweizen, Gose, Berliner Weiße oder India Pale Ale.
Deswegen werden obergärige Biere auch mit dem Begriff Ale zusammengefasst.

Untergärige Hefen gären bei niedrigen Temperaturen (5-12°C) und sinken während des Gärprozesses auf den Boden. Untergärige Biere sind zum Beispiel Pilsener, Helles, Bock, Dunkel, Schwarzbier und Märzen. Aufgrund der längeren Reife- und Lagerzeit, werden untergärige Biere zusammengefasst auch Lager genannt. Während die untergärigen Hefen meist recht neutral vergären, dem Bier also nicht viel eigenes Aroma hinzufügen, können viele obergärige Hefen durch ihre enorme Sortenvielfalt und intensivere Stoffwechselprodukte die unterschiedlichsten Eigenaromen produzieren und an das Bier abgeben.

Obergärige, hefebetontere Biere sind beispielsweise:
Hefeweizen, Tripel, Saison/Farmhouse Ale und Witbier.

Darüber hinaus gibt es noch Biere, die mit wilden Hefen, also ohne die Verwendung einer Reinzuchthefe, spontanvergoren werden. Hierbei wird die Bierwürze in großen offenen Wannen, sogenannten Kühlschiffen, über Nacht der Umgebungsluft ausgesetzt und dabei heruntergekühlt. Wilde Hefen, Bakterien und andere Mikroorganismen besiedeln nun das Bier und beginnen mit ihrer Arbeit. Oft gären und reifen Biere dieser Art über mehrere Jahre in Holzfässern und werden anschließend untereinander verschnitten.

Wild und spontan vergorene Biere sind zum Beispiel:
Geuze (franz. Gueuze) oder Lambik (franz. Lambic) oder einfach nur Wild Ales.

5. EXPERIMENTELLE ZUTATEN

Neben der vier Grundzutaten Wasser, Getreidemalz, Hopfen und Hefe werden in der modernen Bierwelt immer häufiger auch weitere natürliche und experimentelle Zutaten verwendet. In Deutschland stößt dieses leider aufgrund des manifestierten Reinheitsgebots immer wieder auf Widerstand – trotz der vielfältigen Biergeschichte in unserem Land. Bei vielen alten Bierstilen wie Adamsbier, Gose oder Gruitbier, wurden Kräuter oder Gewürze als Zusätze verwendet.

Zum Glück entdeckt die junge Generation an Brauern und Bierenthusiasten diese Bierstile wieder neu und lässt alte Traditionen neu aufleben.

Im Ausland wird schon länger und intensiver mit Zutaten außerhalb der vier bekannten Grundzutaten experimentiert. Auch hier gibt es zahlreiche historische Bierstile, die belegen, dass man sich beim Brauen nicht einschränken muss. Neben unzähligen Früchten und Gewürzen wurden und werden auch Kaffee, Kakao oder Fichtenzweige verwendet.

Eine moderne und immer häufiger anzutreffende Zutat ist Laktose. Milchzucker kann von Hefe nicht umgewandelt werden, so dass er dem Bier eine seidige Struktur und eine zumeist gewünschte kontrastierende Süße verleiht.

Bierstile, die mit weiteren Zutaten gebraut werden, sind zum Beispiel:
Witbier (Koriandersamen, Orangenschalen), Milk Stout (Laktose), Gose (Salz), Kriek (Kirschen), Framboise (Himbeeren), Coffee Stout (Kaffee), Oatmeal Stout (Hafer), Oyster Stout (Austern), Milkshake IPA (Laktose), Pumpkin Ale (Kürbis), Grape Ale (Weintrauben), Braggot (Honig) oder Pastry Stout (diverse natürliche Zutaten und/oder Aromen).