Ganz ohne Theorie geht es ja doch nicht. 

Craftbeer - Die neue Bierkultur

Durch die Prohibition und die Konzentrierungsprozesse der Brauwirtschaft befand sich die US-amerikanische Biervielfalt in den 1970er Jahren auf einem Tiefpunkt. Nachdem 1979 allerdings das Heimbrauen in den USA legalisiert wurde, begannen sich im Schatten der Großkonzerne langsam neue kleine Brauereien zu etablieren. Sie waren meist gelangweilt von dem leichten amerikanischen Einheitsbier und hatten auf Reisen nach Europa eine ganz andere Bierkultur kennengelernt, die sie jetzt in den USA reproduzieren wollten. Aufgrund von Experimentierfreude und den begrenzt zur Verfügung stehenden Zutaten entwickelten sich erste Biere, die zwar von europäischen Bieren stark beeinflusst waren, meist jedoch schon ihren eigenen Charakter aufwiesen. Diese Craft Brewer (von englisch „craft“ für Handwerk) sind in den USA mittlerweile auf über 8.000 angewachsen und dabei kreativ wie noch nie.

In Deutschland, wo seit jeher und ununterbrochen traditionell gebraut wird, tut sich der Begriff „Craft“ etwas schwer, beziehungsweise bekommt er hier eine andere Bedeutung. Deutsche Craft Brauereien sind in der Regel jene, die sich der deutschen Tradition nur noch durch den handwerklichen Aspekt verpflichtet fühlen. Gebraut wird hingegen sehr modern und international inspiriert. Häufig auch experimentell und mit Zutaten die nicht dem Reinheitsgebot entsprechen.
Hauptzutaten in jedem Bier sind Wasser, (Gersten-)Malz, Hopfen und Hefe. Nach dem Reinheitsgebot von 1516 dürfen in Deutschland gebraute Biere nur aus diesen Zutaten bestehen, um als „Bier“ bezeichnet werden zu können. Eine Ausnahme betrifft das obergärige Bier (siehe ff.). Für diese Gattung dürfen auch Weizenmalz und sogar Zuckerzusätze beim Brauen verwendet werden. Sobald aber eine weitere Zutat benutzt wird, darf das Produkt nicht mehr unter der Bezeichnung „Bier“ verkauft werden

Über die zeitgemäße Anwendung und den Sinn des Reinheitsgebots wird nicht erst seit dem 500-jährigen Bestehen im Jahre 2016 in Deutschland heiß diskutiert. Kein Wunder, so ist dieses alte Gesetz fest in der deutschen, vielmehr noch in der bayerischen Identität und Gesellschaft verankert und nicht per se zu verurteilen. Dennoch gelten heutzutage andere, zeitgemäßere Lebensmittelgesetze, und der Konsument hat ein anderes Konsumbewusstsein, als noch vor 500 Jahren.
In der internationalen Craft Beer Welt gibt es keine Gesetze. Hier wird wiederentdeckt und neu erfunden. Und das macht nicht nur Spaß und neugierig, sondern öffnet das Bewusstsein für die eines anspruchsvollen und hochwertigen Produkts